Sonntag, 25. Februar 2018

Bondora - der p2p-Fond

Einiges von dem was ich jetzt schreibe, wird auch im Interview mit dem CEO Tomberg (siehe vorheriger Blogeintrag) benannt. Ich will heute auf die Frage eingehen, in wieweit Bondora für Anfänger geeignet ist und was diese unbedingt beachten sollten.

1. Langfristige Anlage
Der Anlagehorizont von Bondora beträgt 3-5 Jahre oder eher noch länger. So spare ich hier für eine Zusatzrente an, das wird 2030 relevant. Das ist wie bei Aktien, wer kurzfristiger denkt, bezahlt das mit Risiko, Verluste die unweigerlich anfallen brauchen Zeit um ausgeglichen zu werden.

2. Erzielbare Rendite
Bondora gibt an einigen Stellen ein Zielrenditeband von zu Zeit 10+-2% an. Das muss man ernstnehmen! Im ersten Anlagezeitraum werden oft viel höhere Renditen erzielt werden können. Das ist aber systemisch bedingt und nicht haltbar. Wer meint den Markt um 50% oder mehr schlagen zu können und auf Dauer auf eine Rendite von 20% zu kommen ist naiv. Das ist bei Aktien auch nicht anders. Insgesamt sinkt dieser Zielkorridor seit Jahren. Das liegt daran, dass sich die Zinsen bei Bondora von früher mal pauschal 28%(!) dem sonstigen europäischen Niveau anpassen. Schade, aber absolut unvermeidbar. Insbesondere, wenn man auch Kreditnehmer anziehen will, die eine gute Bonität haben.

3. Verluste durchstehen
Ein Panikverkauf bei der Realisierung, dass die Rendite durch Ausfälle sinkt, ist absolut kontraproduktiv. Entweder verkauft man gerade die Renditebringer, evt. mit einem kleinen kurzfristigen Erfolg durch Aufgeld (den selben Ertrag hätte man 2-3 Monate auch durch Zinsen). Oder man verkauft Anteile mit einem krassen Abschlag, die langfristig deutlich mehr über Inkassomaßnahmen eingebracht hätten. Tomberg gibt den gemittelten Kapitalverlust durch Ausfälle nach Inkasso mit etwa 12,5% des Anlagekapitals an, ohne Inkasso fast doppelt so viel. Das klingt super bedrohlich. Allerdings bekommt man ja über mehrere Jahre auch Zinsen im deutlich zweistelligen Bereich. Das führt dann zu den besagten 8-12%.

4. Kein Micromanagement
Als Anfänger hat man keine Chance durch Umschichten einzelner Kredite seine Rendite zu verbessern. Die "Profis" glauben das, arbeiten  aber mit statistikbasierten automatischen Skripten, an die sie glauben. Ob diese Strategie auf Dauer erfolgreich ist, ist sowieso umstritten. Das ist so ein bisschen wie die Chartanalyse bei Aktien. Ein Anfänger ohne entsprechende Tools - fragwürdig ob der große Erfolge erzielt.
Insbesondere spielt es keine Rolle, wenn man viele 1€-Anteile hat (gegen die ich trotzdem bin, sie belasten die Bondora-IT immens, und die ist nunmal nicht sehr belastbar) oder ob einzelne Kredite die Farbe wechseln. Gehört alles zum Plan (des Wallfacers, wer versteht die Anspielung ;) ?). Pärtel Tomberg schrieb mir einmal, dass Kredite im Default oft einfach nur einen anderen gestreckteren Zahlungsplan haben. Das ist sicherlich überspitzt, denn mehr als die Hälfte geht bei denen ja schon verloren. Aber ein bisschen was ist schon dran war. Den interessanten Teil der Rendite bekommt man bei Bondora durch Inkassozahlungen. Sollten die den Bach runter gehen sieht es allerdings schlecht aus.

5. Verwende  Portfolio Pro
.. und investiere am Anfang auf jeden Fall nur in Kredite aus Estland. Insbesondere spanische Kredite sind absolut riskant und haben in der Vergangenheit auch durchaus mal im Schnitt eine negative Gesamtrendite erzielt.

6. Beachte die Steuern
Für all diejenigen, die Kapitalerträge jenseits der Freibeträge haben (bei im Schnitt 15% und mehr Zinsen geht das fix) ist es wichtig zu beachten, dass die kompletten Zinserträge zu versteuern sind. Die Verluste durch Ausfälle können im Moment jedoch nicht gegengerechnet werden. Das sehe ich auch in Zukunft als schwierig an, solange man den Anteil nicht durch einen verlustbehafteten Verkauf liquidiert - schließlich sind bei Bondora ja gerade Ausfälle noch keine Ausfälle. (Das lässt sich alles lösen, indem man dann die doch "unerwarteten" Zahlungen als Gewinne verbucht. Macht aber wiederum Schwierigkeiten bei zugekauften Krediten...). Dieses Problem könnte sich in Zukunft für einige noch deutlich verschärfen, wenn die Abgeltungssteuer abgeschafft wird und Kapitalerträge dann nach Grenzsteuersatz versteuert werden müssen.
Beachten sollte man, dass also gute Bonitäten auch bei zunächst etwas niedriger aussehender Gesamtrendite nach Steuern mehr Gewinne versprechen.

7. Blogeinträge
Ich persönlich finde die Blogeinträge von Bondora so wie viele der Anzeigen auf der Webseite eher als verwirrend denn als hilfreich. Ich ignoriere sie daher meistens.

Wer das alles nicht aushält (und es ist kein gutes Gefühl, wenn sich nach und nach ein größerer Teil des Depots rot färbt) sollte nicht bei Bondora anlegen. Auch nicht, wenn einem 10% Rendite zu wenig sind. Aber daran denken, da sind die Ausfälle schon eingerechnet!

BuyBack gibt es bei Bondora nicht und wird es auch nicht geben. Dafür ist dann das Plattformrisiko auch deutlich begrenzter. 1000€ sollte man schon investieren um eine ordentliche Streuung zu erreichen. Ich persönlich hätte Angst, meine ganzen Anlagen auf BuyBack zu setzen. Aber das ist natürlich Ansichtssache.

Trotzdem nicht abgeschreckt? Über diesen Werbelink https://www.bondora.com/ref/oktaeder gibt es die ersten 5€ zum Anlegen geschenkt.

1 Kommentar:

  1. Ich frag mich ob Bondora (wenn es Buyback hätte) als Anbahner bei Mintos (theoretisch) dabei sein könnte.Glaube nicht, zu hohe Ausfälle.
    Welche Plattformen würden in der nächsten Zeit überleben?

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