Samstag, 30. September 2017

Bondora Q 3/17

Wenig spektakuläres gibt es über meine Bondoraanlagen im ablaufenden Quartal zu berichten. Aber wie so oft, no news are good news.

Wie schon öfter angedeutet, ist meine Strategie seit diesem Jahr ein heftiger Zweitmarkthandel. Praktisch alles, was ich einkaufe, landet sofort wieder als Angebot auf dem Zweitmarkt, in der Regel natürlich zu eine höheren Preis. Dabei geht der Kauf wie auch das Einstellen zu 90% automatisiert. Die Verkaufspreise sind zudem so eingestellt, dass die (für mich) interessanteren Kredite ein höheres Aufgeld erhalten, so dass entweder der Profit steigt oder aber eine Positivselektion die Qualität meines Portfolios anhebt. Was dieses auch stark nötig hat. Zwar bauen sich sehr sehr langsam die Anteile der ausgefallenen Kredite ab (das würde noch schneller gehen, wenn ich nicht ab und an potenzielle Schnäppchen nachkaufen würde), insgesamt möchte ich aber zumindest unter die 50%-Marke.

Bondora hat in diesem Quartal zwei positive Neuerungen eingeführt:
  • Über Portfoliomanager pro kann man jetzt die Gebote auf dem Erstmarkt einigermaßen steuern. Selbstverständlich bietet mein Erstmarktbot noch bessere Einstellmöglichkeiten, trotzdem ist das eine sehr gute Änderung. Allerdings nutze ich den Erstmarkt praktisch überhaupt nicht mehr, da der Zweitmarkt die freiwerdende Liquidität komplett aufsaugt.
  • Nach viele Jahren wurde endlich die Möglichkeit geschaffen, Angebote auf dem Zweitmarkt bei eintreffender Zahlung oder Restrukturierung automatisch zu canceln. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten scheint das auch zu funktionieren.
Was bedeutet das für meine Anlagestrategie? Zunächstmal gefällt mir die Umsetzung nicht wirklich. Denn die Angebote werden auch bei Teilzahlungen gestrichen, was zumindest bei den orangen Krediten nicht meiner Logik entspricht. Trotzdem kann ich damit deutlich besser leben als ohne die Funktion. Schließlich habe ich knapp 2k Anteile im Verkauf, und jede Autoatisierung ist ein Vorteil.

Generell kaufe ich praktisch nur Anteile ohne Aufschlag und verkaufe mit 1-3%. Das generiert pro Tag im Schnitt zwischen 3 und 5€ Gewinn - abzuziehen sind davon allerdings etwaige faule Eier, die bei mir hängenbleiben. Etwa 1/3 meiner Einnahmen kommen aus Handesaktivitäten, 2/3 durch Zinsen. Ich strebe eine Rendite nach Steuern von 8-10% an und das ist wirklich nicht schlecht.


Wie immer ist natürlich interessant, was bringt die besten Ergebnisse. Das Ergebnis ist wenig erstaunlich: bei mir sind es die Bonitätsklassen E und C, knapp dahinter B und dann D. AA/A hat einfach zu geringe Zinssätze und lässt sich allenfalls mit einem 1%igem Aufgeld verkaufen. F und HR (beide gibt es in Estland nicht mehr) wiederum fallen zu oft aus und führten in diesem Jahr zu negativen Verkaufsergebnissen (ich habe allerdings auch hoffnungslose Altinkassofälle aus steuerlichen Erwägungen abgestoßen).

Schlechte Zahler rechtzeitig abstoßen ist auch ein wichtiger Punkt. Ich habe daher ein Tool BoxOfBondora so angepasst, dass notorische Spätzahler leicht zu erkennen sind. Zumm Glück kann man immer noch alles "grüne" zumindest unter 25€ Anlagesumme sofort zu pari wieder loswerden. Das mache ich weiterhin händisch, aber nicht jeden Tag.

Eine bessere Strategie wäre es, ausschließlich auf stark rabatierte "grüne" Kredite zu setzen. Problem dabei ist allerdings, dass sich so kaum Umsatz generieren lässt. Und irgendwelche Füchse habe da einach noch schnellere Bots geschrieben als ich selbst... An der Grafik oben sieht man, dass sich diese Möglichkeiten stark reduziert haben. Und etwa die Hälfte der rabatieren Kredite sind wie gesagt händisch gekaufte "rote" Anteile.

Dienstag, 19. September 2017

P2P Desillusion

Und zwar in jeder Hinsicht.

  • Es ist schon lange nicht mehr so, dass es der nette Kredit "von Mensch zu Mensch" ist. Einfach eine weitere Anlageform, bei der Risiken gebündelt und dann als vermeindlich besser angeboten werden.
  • Insbesondere die deutschen Plattformen schneiden katastrophal ab, was Technik und Umgang mit den Anlegern angeht, Und zwar durch die Bank. Da werden Risiken kleingeredet, Statistiken zurechtgebogen, Zahlungsschwierigkeiten verschwiegen, Bonitäten vorgegaukelt und am Schluss ist kaum eine schwarze Null zu halten. Vor Steuern.
  • Der Begriff p2p wird als Aushängeschild missbraucht, wenn es um simple Refinanzierung von fintec-Startups geht. Die das Geld der Anleger zu absoluten Wucherzinsen an Kleinkreditnehmer weitergeben. BuyBack, eine Pseudogarantie, die nur solange greift, wie das Unternehmen selbst genug Liquidität generiert. Und im Fall der Fälle sich in Luft auflöst. Dann sitzt man - im besten Fall - auf hunderten von Kleinstforderungen an notorisch klamme Kreditnehmer irgendwo in der Ukraine oder Bulgarien oder sonstwo.
  • Eine Plattform ohne Ausfälle gibt es nicht, auch wenn die Statistik anderes verspricht. Oft wird das Ausmaß der Abgründe durch kontinuierliches Umfinanzieren vertuscht.
  • Sicherheiten sind nur Sicherheiten, wenn sie sicher sind. Das ist längst nicht immer so. Da lösen sich Container in Luft auf, zugesicherte Grundbucheinträge existieren nicht etc.
  • Personen als Bürgen sind einfach nur eine Lachnummer. Wer Unternehmen finanziert, muss sich im klaren sein, dass es stets die mit absoluter Finanzierungsnot sind. Banken haben Geld ohne Ende. Da werden sie den absolut soliden Mittelständler nur selten abweisen.
Problem ist natürlich wie immer die Liquiditätsschwemme gepaart mit Gier und Naivität der Anleger. Da muss ich mir als p2p-Plattform keine große Mühe geben. Ich schreib da einfach mal 12% XIRR erwartet hin und warte, wie sich die Kassen füllen. Auf den ersten großen Ponzi-Fall warte ich ja.

Naja. Ich habe die letzen Jahre keine soo schlechten Renditen eingefahren, insbesondere zum 0% Tagesgeldkonto. In einer andere Zinslandschaft sehe ich aber für wenige Plattformen ein tragbares Geschäftsmodell. Ich werde in Zukunft sehr viel genauer hinsehen und würde gerne in andere Anlageformen umschichten. Fragt sich nur in welche. Die digitalen Währungen sind mir z.B. auch zu suspekt um da mehr als eine dreistellige Summe reinzustecken. Was zugegeben ein Fehler war. Aber keiner, der mich Geld gekostet hat. Entgangene Gewinne schon. Das tut aber nicht so weh wie vorher durch ehrliche Arbeit verdientes Geld zu verlieren. Komisch eigentlich.

Mittwoch, 6. September 2017

Estateguru und die Definition von "Ausfall"

In der vonEstateguru unter  https://estateguru.co/home/statistics veröffentlichten Statistik findet man beeindruckende Zahlen. Ein stetig wachsendes Anlagevolumen, 0% Ausfällen. Darunter sind angeblich Zahlungsverzüge von mehr als 45 Tagen zu verstehen.

Nun ist das ja so eine Sache. Tatsächlich merkt man eine hektische Aktivität, wenn man sich der Marke von 45 Verzugstagen nähert, und meiner Meinung nach haben einige Kredite diese Marke schon mal gerissen. Bei den Zinszahlungen vor der Endzahlung wurde dann zumindest eine der beiden ausstehenden Raten nachbezahlt.

Nun bin ich da ja inzwischen gebranntes Kind, denn zuminsest lendico und nun auch moneything haben inzwischen zugegebene, dass sie ausstehende Raten schon auch mal selbst vorgestreckt haben und bei zencap steht der Verdacht gleiches getan zu haben zumindest deutlich im Raum. Kurzfristig nett für den Anleger (und bei moneything wohl auch nur wenige Tage um die Kontinuität der Zahlungsströme beizubehalten), allerdings auch ziemlich irritierend, was die Güte jedweder Statistik angeht. Ein Verzug ist ein Verzug ist ein Verzug und muss als solcher gekennzeichnet sein.

Ich will jetzt nicht behaupten, dass Estateguru das wirklich genau so tut und immerhin bekommen die Kreditnehmer ja mit, dass die Zahlungen alles andere als pünktlich waren.

Moneything hat einen Kredit, der die Zinsen nicht bezahlt hat, dann allerdings auch recht zeitnah in den Status default versetzt. Das bedeutet nicht nur, dass jede Zahlung und die Verkaufsmöglichkeit auf dem Zweitmarkt ausgesetzt wurde, sondern auch höhere Zinsen, 14% statt 12% in diesem Fall.

Richtig besorniserregend sind natürlich erst die Kredite, die am Ende der Laufzeit nicht bedient werden. Dafür gibt es verschiedene Gründe: fehlende Genehmigungen, geplatze (billigere) Anschlussfinanzierungen, gescheiterte Verkäufe usw. Estateguru verlängert hier recht flott die Laufzeiten (das dürfen sie nach Kreditvertrag bis zu ein Jahr), oft werden nicht einmal die Zinsen bezahlt. In der Regel versucht man dann eine Anschlussfinanzierung. Klar, bringt ja auch neue Spesen. Ist so ein Kredit ausgefallen? Hmm. So richtig noch nicht. Aber so richtig in laufender Zahlung ist er ja auch nicht.

Im jüngsten Newsletter ist zu lesen:

In August, 6 loans were successfully repaid to the investors: Katusepapi development, Mooni st. development loan 2.stage, Õismäe bridge loan, Vana-Aaviku tee 11 development, Veskimöldre II development 1.stage and Hansu st. business loan. All funds amounting to €1 201 443 have been returned to investor portfolios. Altogether, already 70 loans from 172 have been successfully repaid to the investors with an amount of €11 862 928.

Schön. Stimmt sicher alles. Allerdings wurden bei mir eben auch drei Kredite nicht zurückbezahlt. Blöde, wenn man mit dem Geld gerechnet hätte. In einem Fall musste estateguru sogar einen Schritt weiter gehen:
In relation to the delays in T**** avenue loan repayment, the borrower *** OÜ and EstateGuru established a contract on 14th of August 2017 according to which T*** avenue  property was brought to a separate company’s ownership controlled by EstateGuru. *** OÜ has the legal right to buy back the property within 3 months, at the latest on 28th of October 2017. The transaction was established as a mutual agreement between the parties and it is established in the best interest of the investors, to satisfy investors’ claims in a faster manner should it become necessary. As a result to this transaction, the loan contract has been prolonged by 3 months. 
 Keine abwegige Lösung, und sicher im Interesse der Anleger. Aber auch hier noch kein Ausfall?

Wie bereits gesagt, ich habe nicht wirklich Angst um meine Anlagen, bei einem LTV von 70% ist mit einem Totalverlust nicht zu rechnen. Desweiteren gehören Ausfälle eben auch zu zweistelligen Zinsraten, völlig klar. Aber man könnte die Statistiken schon etwas ehrlicher führen. Und alle Kredite, die mit mehr als einer Rate im Verzug sind oder die Endrate auch beim zweiten Versuch nicht stemmen konnten, sind Problemfälle. Damit sollte man auch offen umgehen. Meine Meinung.