Montag, 27. Juni 2016

Britische p2p-Plattformen in Brexit-Zeiten

Zur Diversifikation habe ich einen mittleren 4stelligen Betrag in GB angelegt, genauer gesagt bei den Plattformen ablrate und moneything. Beide rentieren im Schnitt mit knapp 12% p.a. Beim Transfer habe ich sehr auf den Pfundkurs geachtet, der in den letzten beiden Jahren schon erhebliche Schwankungen aufwies (von ca. 0,81L/€ bis 0,71L/€). Mein mittlerer Kurs dürfte bei ca. 0,77L/€ liegen.

Die Gefahr des Brexits war mir durchaus bewusst, auch dass das Pfund dann schlagartig an Wert verlieren würde. Über einen Optionsschein habe ich dieses Risiko teilweise abgesichert, außerdem wollte ich am Dienstag vor der Abstimmung zumindest die gerade verfügbaren 770L zurücküberweisen. Leider hat das ablrate mal wieder versemmelt. Wie ich schon so oft erfahren musste agiert man dort einfach zu lahm und erst heute wurde die Überweisung durchgefügrt, was mich etwa 50€ kostet. Naja.

Insgesamt halten sich die Verluste mit um die 5% noch in Grenzen. Allerdings bin ich für die weiteren Aussichten nicht gerade optimistisch und werde kein neues Geld anlegen. Das betrifft sowohl die Entwicklung des Pfundkurs, der auf Jahressicht durchaus noch weitere 10% verlieren kann. Als auch die Geschäfte der Kreditnehmer in UK. Bislang wurden dort alle Raten immer pünktlich bezahlt. Da eine Neuanlage nicht immer so schnell möglich war, ergab sich so eine Jahresrendite von knapp 10%.

Insgesamt schlagen meine Anlagen damit immer noch den deutschen Tageszinssatz. Allerdings zu einem erheblichem Risiko. Die Hälfte davon wird durch die Absicherung kompensiert.

Also werde ich alles weiterlaufen lassen und ggf. bei Gelegenheit eher Geld abziehen. Die nächsten Monate wenn nicht gar Jahre werden volatil bleiben. Diese zusätzliche Aufregung brauche ich nicht.

Generell wird die Liquidität der britischen p2p-Plattformen wohl drastisch abnehmen. Schade. Dort war man gerade schon recht weit gekommen.

Bondora Juni 16

Heute war der letzte Zahltag im Juni und es ist mal wieder Zeit für die Zwischenbilanz. Diesmal möchte ich sie hauptsächlich grafisch darstellen.

Aus der Bondora-Statistik:

Ich habe die Vorhersagewerte wie folgt konfiguriert:

Und erhalte damit folgende Cashflowkurve:
Wie man sieht, decken sich Vorhersage und tatsächliche Zahlungen erstaunlich gut, obwohl ich die Werte für erstaunlich optimistisch halte.

Insgesamt liefert mir das eine lifetime-Prognose von knapp 18% (vor Steuern) bzw. 16% (nach Steuern). Wie das funktionieren soll, bleibt Bondoras Geheimnis.

Immer noch sind meine Ausfälle sehr groß. Leider kann man auch mit relativ hohen Abschlägen ausgefallene Kredite nur sehr schlecht am Zweitmarkt verkaufen.

Die insgesamt guten Zahlen beruhen auf starkem Handel am Zweitmarkt, wo ich insgesamt etwa 1/3 der Rendite generiert habe, aber auch entsprechende Risiken angehäuft.

In diesem Monat habe ich zum ersten Mal seit langer Zeit neues Geld angelegt. Ich halte dadurch den Cashbestand hoch um bei günstigen Gelegenheiten einkaufen zu können. Das hat sich ausgezahlt.

Im Moment bin ich sowohl mit der Bedienbarkeit (fast ausschließlich per API) als auch mit der Rendite sehr zufrieden. Allerdings gehe ich davon aus, dass sich ein massiver Bodensatz an ausgefallenen Krediten ohne Rückzahlungschance ansammelt und dadurch langfristig die Zahlungen durch recovery dramatisch verschlechtern.

Zur Größenordnung: inzwischen sind über 100k durch mein Depot geflossen und auf dem Papier habe ich einen Wertzuwachs von 85% innerhalb von 3,5 Jahren. Leider steckt der komplett in den Ausfällen. Davon sehe ich bei etwa der Hälfte regelmäßige Zahlungen.

Dienstag, 7. Juni 2016

Wucherzinsen bei twino

Twino zahlt an die Anleger Zinsen von 10% - 13% aus. Garantiert. Ohne wenn und aber. Die Zinsen gibt es zum Zeitpunkt der Fälligkeit, das angelegte Kapital spätestens einen Monat nach der Fälligkeit bzw. nach einer ausgefallenen Rate. Auch für diesen Zeitraum werden Zinsen bezahlt, genauso, wenn der Kreditnehmer die Rückzahlung verschiebt (um bis zu 6x einen Monat).
Die Verzugsrate schwankt so in der Größenordnung 15%-25%. Da fragt man sich schon, ob der Betreiber diese Garantie auf Dauer einhalten kann. Und wie er das finanziert.

Twino verlangt in der Tat von seinen Kreditnehmern deutlich höhere Zinsen als die, die an die Anleger weitergereicht werden. Das genaue Modell hängt vom jeweiligen Land und der Laufzeit ab. Bandit5555 schreibt dazu
Teilweise [verlangt twino] über 1000% Zinsen. Aber nur ab dem 2. Monat und einer Verlängerung. Es hängt stark von der Laufzeit ab.

Hier mal ein paar Beispielzinsen für den KN:
Polen 30 Tage: 1421% p.a. bei Verlängerung (Erste 30 Tage 0%) www.netcredit.pl
Polen 6 Monate: 89% p.a. www.incredit.pl
Georgien 30 Tage: 730% p.a. www.netcredit.ge
Quelle: http://www.p2p-kredite.com/diskussion/viewtopic,p,66322.html#66322

Auch mit Hilfe eines Zahlungsplans kann man die  verlangten Zinsen abschätzen:

Ein Beispiel


Wie man sieht, scheint die gezahlte Summe monatlich zuzunehmen. Das ist aber ein Trugschluss. Während Tilgung und an die Anleger bezahlter Zins ausgewiesen sind, fehlt der an twino ausbezahlte Zinsanteil. Aus der letzten Rate kann man entnehmen, dass die monatliche, vermutlich für den Kreditnehmer konstant bleibende Rate ca. 120-125€ beträgt. Das bedeutet aber, dass in der ersten Rate mindestens 50€ an Zinsen  für twino (nach Anzug des Anteils für die Anleger stecken), insgesamt also, ausgehend von 523€ Kreditsumme, pro Monat mehr als 10% Zinsen fällig werden. Pro Monat! Nur etwa ein Zehntel davon erreicht die Anlager. Da scheint also auch bei etlichen Ausfällen Luft genug für das Betreiben der Plattform zu sein und als Anleger kann man sich relativ sicher fühlen.

Scheint also eine win-win-Situation zu sein. Die Verzinsung für den Anleger ist ja, gerade im aktuellen Umfeld, ganz schön üppig. Nur der dritte winner fehlt - der Kreditnehmer. Der zahlt die Zeche. Wenn er zahlt. Ehrlich zahlt am längsten. Und schon bei einer Laufzeit von unter einem Jahr doppelt so viel zurück, wie er sich ausgeliehen hat.

Eine Bewertung ist schwierig und muss jeder für sich selbst finden. Mir ist nicht so recht wohl in dieser Anlageform. Da es andere Möglichkeiten wie estateguru gibt, die bei ähnlicher Rendite und überschaubarem Risiko den Kreditnehmer nicht so schröpfen, baue ich mein kleines twino-Portfolio nicht weiter aus.

Mintos fährt ein ähnliches Modell, wenn auch die Zinsen höchstens bei creamfinance genauso extraorbitant sind (auf die verzichte ich gerne). Bei den Autokrediten sind die Zinsen zumindest im mittleren zweistelligen Bereich.

Mittwoch, 1. Juni 2016

Bondora Mai 16

Diesen Monat gab es bei Bondora ein großes Redesign der Webseite. Wie üblich ist das Ergebnis sehr durchwachsen und nicht alles userfreundlich.
Zunächst mal fällt auf, dass die Entwickler nicht sehr sauber gearbeitet haben. Riesige style-sheets mit mehreren 100kB sind nicht optimal. Vorallem wurde nicht an Menschen gedacht, die nicht gerade vor einem 30-Zöller sitzen. Das horizontale Scrollen innerhalb von Tabellen ist unsauber gelöst, auf mobilen Endgeräten ist die Seite faktisch unbenutzbar.
Der Warenkorb für den Zweitmarkt ist abgeschafft, so dass man ohne Zwischenschritt direkt kauft bzw. verkauft. Das scheint manchen Fehler auszulösen.
Einige Informationsseiten sind mal wieder verschwunden, so ist es nicht mehr möglich zu sehen, wer auf einen Kredit geboten hat. Detailinformationen werden per ajax nachgeladen, das geht nicht immer reibungslos sondern manchmal nur stark verzögert. Außerdem muss man für meinen Geschmack zuviel klicken.
Dafür sind weitere Auswahlmöglichkeiten bei den Tabellen hinzugkommen. Zwar noch nicht sehr übersichtlich aber von der Idee her gut. Und wenn man erstmal die Suchoptionen gefunden hat, lässt sich damit auch gut lebe,

Mein plugin werde ich nicht mehr an das neue Design anpassen. Es sind einfach zu viele und zu häufige Änderungen, und durch die Verbesserung auf der Webseite ist der Mehrwert nicht mehr so dramatisch. Das heißt in Zukunft gibt es nur noch die Oberfläche zur API-Schnittstelle. Diese benutze ich sowieso zu 80% oder mehr meiner Aufgaben.

Die Rendite entwickelt sich weiter erfreulich. Das liegt zum Teil an den günstiger Einkäufen am Zweitmarkt. Manche schienen mir durch Fehlbedienung der Verkäufer verursacht. So konnte ich diesen Monat über 500€ "grüne" Anteile mit bis zu 50% Rabatt ergattern.

Leider haben auch die Ausfälle wieder zugenommen. Das erste mal seit längerer Zeit haben dadurch meine Defaults um etwa 600€ in diesem Monat zugenommen - wie gewonnen, so zeronnen.

Ein realistischer Wert meiner Rendite liegt, je nach Modell, zwischen 12 und 18% p.a. Bondora gibt mir weiterhin über 28% XIRR an. Weiterhin handle ich viel auf dem Zweitmarkt, investiere kein neues Geld aber alle Rückflsse und Gewinne.

Im Juni wird die Summe aller bei bondora getätigten Investitionen (inkl. Rückzahlungen und Verkäufen) in den sechstelligen Bereich vordringen. Etwa 60% davon habe ich verkauft.