Dienstag, 12. Juli 2016

Bondora - doppelt oder nichts?

Heute hat mein Bondoradepot mal wieder einen Meilenstein erreicht. Nach 44 Monaten Anlagezeitraum hat der Wert aller Anlagen genau das Doppelte der einbezahlten Einlage erreicht. Dabei habe ich den Hauptteil der Einzahlungen in den ersten 2,5 Jahren vorgenommen. Ausbezahlt wurde noch nichts und "als Reserve" befindet sich zudem noch gut 2%  der Einlage als Cash auf dem Konto.

Ein differenzierterer Blick relativiert das alles natürlich. Nur etwa 65% meine Einlage sind im Moment verfügbar - in Form von Cash und current loans. Nehme ich die loans in Verzug mit dazu, so ergibt sich in fast die Einlagesumme - anderes gesprochen, über 50% meiner loans sind im Zustand defaulted.

Mit Verlust werde ich aber nicht aus der Sache herausgehen. Auch die defaulted loans lassen sich (mit empfindlichem Abschlag) auf dem Zweitmarkt verkaufen und inzwischen zahlen viele von ihnen mehr oder weniger regelmäßig. Im Schnitt kommen 40% der Zahlungen aus diesem Bereich.

Wenn ich noch die Steuern berücksichtige, die ich für die eingenommenen Zinsen bezahlen musste, kommen noch einmal  10% an "Einzahlungen" obendrauf.

Noch immer kann ich nicht sagen, ob meine Anlage (mit meiner riskant gefahrenen Strategie) überdurchschnittliche Erträge generiert oder ob ich am Ende mit einem blauen Auge dastehe.

Fakt ist, dass der Bestand an current loans absolut betrachtet im letzten halben Jahr sehr stark (um über ein Drittel) zugenommen hat und der an defaulted nur noch recht langsam wächst. Was bedeutet, dass die Zahlungen aus Inkasso die neuen Inkassofälle fast ausgleichen.

Eines ist mir jedenfalls klargeworden: bei allen Kurfristgeschäften, die ich auf dem Zweitmarkt mache, Bondora ist etwas für Geduldige. Nur wer bereit ist, auf einen Großteil seines Geldes für fünf Jahre oder länger zu verzichten, wird dort aktuell gut fahren können.

Das ist auch Bondoras Ansicht, angeblich (laut blog) auch die der dort beschäftigten Analysten, die selbst anlegen. Geld einzahlen (am besten regelmäßig), Portfoliomanager ein, entspannen. Und wenn man Geld braucht gegebenfalls Anteile verkaufen. Was insbesondere mit Krediten aus Estland im grünen Bereich auch wunderbar läuft. Da sollte man sich auf keinen Abschlag einlassen, es eher mal mit 5% Aufschlag probieren und 3-4 Wochen warten. Dann kann man ja runtergehen.
Den Rest des Geldes sieht man allerdings dann nur teilweise und über einige Jahre wieder.

Sorgen sollte einem ein wenig das ständige, oft auch rückwirkende Ändern der Rahmenbedingungen machen. Diese sind sehr selten zum Vorteil des Anlegers. Und eines ist klar: sämtliche von Bondora verbreiteten Renditezahlen sind stark durch eine rosa-Filter gelaufen. Wenn alles gut geht, kann man schon im zweistelligen Bereich landen. 16% und mehr halte ich jedoch für absolut unrealistisch. Aber 10-12% sind ja auch kein Grund sich zu beklagen.

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