Dienstag, 7. Juni 2016

Wucherzinsen bei twino

Twino zahlt an die Anleger Zinsen von 10% - 13% aus. Garantiert. Ohne wenn und aber. Die Zinsen gibt es zum Zeitpunkt der Fälligkeit, das angelegte Kapital spätestens einen Monat nach der Fälligkeit bzw. nach einer ausgefallenen Rate. Auch für diesen Zeitraum werden Zinsen bezahlt, genauso, wenn der Kreditnehmer die Rückzahlung verschiebt (um bis zu 6x einen Monat).
Die Verzugsrate schwankt so in der Größenordnung 15%-25%. Da fragt man sich schon, ob der Betreiber diese Garantie auf Dauer einhalten kann. Und wie er das finanziert.

Twino verlangt in der Tat von seinen Kreditnehmern deutlich höhere Zinsen als die, die an die Anleger weitergereicht werden. Das genaue Modell hängt vom jeweiligen Land und der Laufzeit ab. Bandit5555 schreibt dazu
Teilweise [verlangt twino] über 1000% Zinsen. Aber nur ab dem 2. Monat und einer Verlängerung. Es hängt stark von der Laufzeit ab.

Hier mal ein paar Beispielzinsen für den KN:
Polen 30 Tage: 1421% p.a. bei Verlängerung (Erste 30 Tage 0%) www.netcredit.pl
Polen 6 Monate: 89% p.a. www.incredit.pl
Georgien 30 Tage: 730% p.a. www.netcredit.ge
Quelle: http://www.p2p-kredite.com/diskussion/viewtopic,p,66322.html#66322

Auch mit Hilfe eines Zahlungsplans kann man die  verlangten Zinsen abschätzen:

Ein Beispiel


Wie man sieht, scheint die gezahlte Summe monatlich zuzunehmen. Das ist aber ein Trugschluss. Während Tilgung und an die Anleger bezahlter Zins ausgewiesen sind, fehlt der an twino ausbezahlte Zinsanteil. Aus der letzten Rate kann man entnehmen, dass die monatliche, vermutlich für den Kreditnehmer konstant bleibende Rate ca. 120-125€ beträgt. Das bedeutet aber, dass in der ersten Rate mindestens 50€ an Zinsen  für twino (nach Anzug des Anteils für die Anleger stecken), insgesamt also, ausgehend von 523€ Kreditsumme, pro Monat mehr als 10% Zinsen fällig werden. Pro Monat! Nur etwa ein Zehntel davon erreicht die Anlager. Da scheint also auch bei etlichen Ausfällen Luft genug für das Betreiben der Plattform zu sein und als Anleger kann man sich relativ sicher fühlen.

Scheint also eine win-win-Situation zu sein. Die Verzinsung für den Anleger ist ja, gerade im aktuellen Umfeld, ganz schön üppig. Nur der dritte winner fehlt - der Kreditnehmer. Der zahlt die Zeche. Wenn er zahlt. Ehrlich zahlt am längsten. Und schon bei einer Laufzeit von unter einem Jahr doppelt so viel zurück, wie er sich ausgeliehen hat.

Eine Bewertung ist schwierig und muss jeder für sich selbst finden. Mir ist nicht so recht wohl in dieser Anlageform. Da es andere Möglichkeiten wie estateguru gibt, die bei ähnlicher Rendite und überschaubarem Risiko den Kreditnehmer nicht so schröpfen, baue ich mein kleines twino-Portfolio nicht weiter aus.

Mintos fährt ein ähnliches Modell, wenn auch die Zinsen höchstens bei creamfinance genauso extraorbitant sind (auf die verzichte ich gerne). Bei den Autokrediten sind die Zinsen zumindest im mittleren zweistelligen Bereich.

3 Kommentare:

  1. Das riecht stark nach einem Schneeballsystem bzw. einem Kartenhaus, das früher oder später zusammenfallen muss.Langfristig wäre das keine P2P Plattform für mich. Dann doch lieber Lendico, Auxmoney u.Ä.

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  2. Nein Felix, da täuscht du dich. Was twino respektive die Muttergesellschaft Finabay da betreibt hat nichts von einem Schneeballsystem sondern ist quasi eine Lizenz zum Gelddrucken. Geld für 100% und mehr auszuleihen und mit 12% refanzieren übertrifft jeden feuchten Traum eines Bankers. Da steckt man Ausfällen locker weg, finanziert Inkasso und bleibt im Gewinn. Anzweifeln darf man die ethische Seite solcher Kleinkredite, als Geschäftsmodell ist das solide.
    Abgesehen davon wären die von dir genannte Plattformen so ziemlich die letzten die ich als ernshafte Alternative in Betracht ziehen würde. Bei der größeren davon habe ich über 6 Jahre eigene Erfahrung...

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  3. Unabhängig von der moralischen Bewertung solcher Zinssätze, muss man auch sehen, dass die Ausfallraten bei twino nicht von schlechten Eltern sind. Das wird durch den Buy-Back-Mechanismus ganz gut kaschiert.

    Wenn man die Statistik von twino heranzieht, dann sind 5-6% der Kredit 15-30 Tage im Verzug. Ich habe jetzt keine Zahlen zur Hand, aber so viele Kreditnehmer zahlen in dem Zeitraum dann auch nicht mehr. Nimmt man mal 5% an, entspricht das einer monatlichen Buy-Back-Rate von etwa 10%. Über den damit verbundenen Verlust kann man nun noch streiten, aber unter Berücksichtigung des Gewinns, den twino ausweist, zahlt der Kreditnehmer vermutlich noch deutlich mehr als 10% Zinsen pro Monat.

    bt

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